Ragweed kann bis zu 1,8 Meter hoch werden und bevorzugt vom Menschen beeinflusste Orte, wie hier in einem Maisfeld. © www.ragweedfinder.at
Ragweed hat viele Namen, darunter Ambrosia, Fetzenkraut oder beifußblättriges Traubenkraut (wissenschaftlich Ambrosia artemisiifolia). Es gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae), die auch Beifuß, Goldrute, Kamille, Sonnenblume und Arnika umfasst. Zu diesen besteht aufgrund der Verwandtschaft auch das Potenzial einer Kreuzreaktion.
Man findet Ragweed vornehmlich an Ruderalstandorten, auf gestörten Böden und damit an von Menschen stark beeinflussten Orten (Straßenränder, Kiesgruben, Schutthalden, Baustellen, Äcker). Es spielt durchaus auch für die Landwirtschaft eine Rolle, da es zahlreich in Feldern (z.B. Maisfeldern) auftreten kann. Die größten Ragweed Bestände finden sich innerhalb Europas in Osteuropa, dem Rhône-Tal in Frankreich und in Norditalien.
Die Pflanze selbst ist eine einjährige krautige Pflanze (es gibt auch mehrjährige Arten). Sie ist gekennzeichnet durch gefiederte Blätter, einen weißlich behaarten Stängel und körbchenförmige Teilblütenstände (siehe Anleitung zur Erkennung). Sie kann in Mitteleuropa bis zu 1,8 Meter hoch werden. Die Samen können Berichten zufolge bis zu 40 Jahren keimfähig bleiben. Zudem sind die kleinen, kapselförmigen Samen ideal geeignet, um mit dem Wind vertragen zu werden (entlang von Bahngleisen und Autobahnen) und unbemerkt eingebracht zu werden (mit Baustellengeräten, in Vogelfutter).
Ragweed ist lichtbedürftig und frostempfindlich, aber salztolerant.
Ragweed blüht in Österreich von August bis September. Durch seine starke Verbreitung in den östlichen Nachbarländern spielt Ferntransport von Ragweedpollen allerdings eine große Rolle und relevante Pollenkonzentrationen können gegebenenfalls bis in den Oktober gemessen werden.
Ragweed ist windbestäubt und produziert daher große Mengen an Pollen. Das Pollenkorn ist etwa 20 µm klein. Eine Pflanze kann bis zu einer Milliarde Pollenkörner in ihrer Blütezeit produzieren (Samter und Talmage 1978).
Neben Ambrosia artemisiifolia gibt es auch andere Arten: Ambrosia trifida (Dreiblättriges Traubenkraut; dreifiedrige Blätter und bis zu 4 Meter hoch) und Ambrosia psilostachya (Ausdauerndes Traubenkraut; verbreitet sich überwiegend über die Wurzeln). Diese Arten kommen auch in Europa vor, spielen aber eine nicht so große Rolle in der Verbreitungsproblematik wie Ambrosia artemisiifolia.
Intensität der Blüte von Ragweed in Europa während der Ragweedpollensaison in den letzten Jahrzehnten basierend auf den durchschnittlich gemessenen Tagespollenkonzentrationen (Quelle: EAN Datenbank). Man beachte die Veränderung, die durch die Ausbreitung von Ragweed erklärt werden kann.
Ursprünglich war Ragweed in Nordamerika heimisch und wurde nach Europa, Asien und Australien eingeschleppt. Es wird als invasive Art und sogenannter Neophyt betrachtet, der sich rasch ausbreiten und damit die heimische Biodiversität bedrohen kann. Zudem spielt Ragweed für Pollenallergiker eine große Rolle.
Man geht davon aus, dass sich Ragweed nach dem zweiten Weltkrieg durch Saatgutlieferungen aus den USA in Europa verbreitet hat. Die für den Ferntransport geeigneten Samen, der flugfähige Pollen, der über weite Strecken von hunderten Kilometern transportiert werden kann und die Begünstigung in von vom Menschen beeinflussten Gebieten, haben die Verbreitung beschleunigt.
Der erste österreichische Fund einer Ragweed Pflanze stammt aus dem Jahre 1883 und stammte aus Innsbruck. In dichter besiedelten Gebieten kam es bis um 1975 zu einer Verbreitung durch verunreinigtes Vogelfutter und Saatgut. Eine lokale Einbürgerung konnte erstmals in den 1970er Jahren in Ostösterreich auf Hackfruchtäckern nachgewiesen werden.
Bis in die frühen 2000er Jahre wurde eine neue Ausbreitungswelle entlang der Straßennetze, vornehmlich der Autobahnen, festgestellt. Aktuell sind vor allem die östlichen und südlichen Bundesländer betroffen, darunter das Burgenland, Wien, Niederösterreich, die Steiermark, Kärnten und Oberösterreich. Der Westen Österreichs und die Bundesländer Salzburg, Osttirol, Tirol und Vorarlberg können für Ragweedpollenallergiker als Urlaubsziel empfohlen werden.
Die künftige Ausbreitung von Ragweed kann schwer eingeschätzt werden. Das Aufrechterhalten von Gegenmaßnahmen wird auch bei Erfolg beibehalten werden müssen, da Ragweed das Potenzial hat sich schnell wieder zu verbreiten. Gewächshausstudien haben gezeigt, dass eine höhere Menge an Pollen unter erhöhtem Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft produziert wird (Wayne et al. 2002). Damit würden auch mehr Samen produziert werden, die mehr Ragweed und damit größere Auswirkung auf Pollenallergiker und die Landwirtschaft bedeuten würden (Ziska et al. 2011).
Die Ragweedpollenallergie ist in Österreich zwar noch nicht so häufig wie in den östlichen Nachbarländern, die von Ragweed weitaus stärker befallen sind, ist jedoch eine ernst zu nehmende Krankheit wie jede Pollenallergie. Die Häufigkeit der Ragweedpollenallergie beträgt in Ostösterreich etwa 11% (Hemmer et al. 2010).
Die Ragweedpollenallergie ist durchaus eine Besonderheit, weil sie als „Herbstheuschnupfen“ die Pollensaison in den Herbst hinein verlängert und weil die Reizschwelle bei Ragweedpollen deutlich geringer zu sein scheint als bei anderen Pollenallergien. So reichen schon Konzentrationen von nur wenigen Ragweedpollenkörnern pro Kubikmeter Luft aus, um Beschwerden auszulösen (Comtois und Gagnon 1988).
Die Ragweedollenallergie führt neben den klassischen Heuschnupfen-Symptomen häufig zu einer Asthma-, seltener zu einer Hautsymptomatik (Dermatitis). Betroffene Allergiker müssen daher Acht geben eine Berührung mit der Pflanze zu meiden (beim Ausreißen Handschuhe zu tragen ist eine generelle Vorsichtsmaßnahme auch für Nicht-Allergiker!).
Durch Kreuzreaktion könnten Ragweedpollenallergiker auch auf mit Ragweed verwandten Pflanzen reagieren, dazu zählen der vor Ragweed blühende Beifuß, aber auch insektenbestäubte Pflanzen wie die Goldrute, Sonnenblume, Kamille und Arnika. Das Hauptallergen wurde als Amb a 1 bestimmt.
Die Belastungen durch Ragweedpollen sind in Österreich erfahrungsgemäß Ende August/Anfang September am höchsten. Ragweedpollenallergiker können in den Westen Österreichs ausweichen, wo nach wie vor keine konstanten relevanten Konzentrationen an Ragweedpollen in der Luft gemessen werden.
Bei der Vermeidung von Ragweedpollen ist außerdem der eigentümliche Tagesverlauf zu beachten. Da Ferntransport eine große Rolle in Österreich spielt, können abends und nachts hohe Belastungen auftreten, wenn die fehlende Thermik Pollen absinken lässt. Daher sollte man sich immer mit der aktuellen Pollenvorhersage am Laufenden halten.
Ein weiterer Aspekt, der durch Ragweed verursacht wird, ist nicht zu unterschätzen: Es entstehen Kosten, die mehrere Ebenen betreffen. Einerseits gibt es Kosten im Gesundheitssektor, andererseits aber auch in der Landwirtschaft und Straßenerhaltung. Aus diesem Grund ist eine wissenschaftlich fundierte Kostenkalkulation unmöglich, da bestimmte Posten wie zusätzliche Kosten durch Ernteausfälle oder Instandhaltung von Straßen nicht bekannt sind.
Sehr wohl ist aber eine Schätzung in Bezug auf den Gesundheitssektor möglich, wenn man von der Annahme ausgeht, dass ein unbehandelter Pollenallergiker in der EU pro Jahr 2.400 € an direkten und indirekten Kosten verursacht (Zuberbier et al. 2014). Nimmt man weiter an, es sind 11% (Hemmer et al. 2010) der Pollenallergiker (geschätzt 1.300.000) von einer Ragweedpollenallergie mit abnehmender Sensibilisierungsrate Richtung Westen Österreichs betroffen, so wären das rund 115.000 Ragweedpollenallergiker in ganz Österreich, die 275 Millionen € pro Jahr nur für Österreich (unbehandelt) an direkten und indirekten Kosten verursachen würden.
Als Österreichischer Polleninformationsdienst sehen wir uns in der Pflicht zum Wohl der Pollenallergiker beizutragen und möchten mit dem Ragweed Finder Hotspots lokalisieren und im besten Fall helfen zu bereinigen. Bitten helfen Sie dabei dieses Ziel zu erreichen! © www.ragweedfinder.at
Wenn Sie eine einzige Pflanze oder auch einen großen Bestand an Ragweed finden, dann können Sie ihn mit dem Ragweed Finder melden. Damit helfen Sie den Bestand bekannt zu machen und schaffen die Möglichkeit, Maßnahmen zu setzen.
Alle Funde aus dem Ragweed Finder werden nach deren Verifizierung an die zuständige regionale Institution weitergeleitet. Diese werden dann je nach Größe und Dringlichkeit Gegenmaßnahmen setzen können (z.B. ein angepasstes Mähregime oder auf privatem Grund Kontaktaufnahme mit dem Grundbesitzer).
Bitte haben Sie Verständnis, dass es in den meisten Bundesländern Österreichs weder eine gesetzliche Meldepflicht noch Entfernungspflicht gibt. Als positive Ausnahme ist hier das Burgenland zu nennen, das seit 1. Juli 2021 ein Gesetz zur "Bekämpfung und zur Verhinderung der Ausbreitung des Beifußblättrigen Traubenkrauts“ erlassen hat. Dennoch sind die Fundmeldungen enorm wichtig für die Bundesländer, um bestimmte Fundorte von höherer Priorität ausfindig zu machen und gegebenfalls reagieren zu können.
Beachten Sie, dass die Fundmeldung korrekt und vollständig samt Foto ausgefüllt werden muss, da sie sonst nicht bearbeitet werden kann.
Wenn Sie entsprechend ausgerüstet sind (Handschuhe, Plastikbeutel zur Entsorgung, eventuell Atemmaske), dann können Sie die Pflanze ausreißen und im Plastikbeutel im Restmüll entsorgen. Bitte verbrennen Sie die Pflanzen nicht und werfen Sie sie nicht auf den Kompost.